Gute Noten für den Stromspar-Check
NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) und Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann vor einer Landkarte mit den Orten der lokalen Stromspar-ChecksMarkus Lahrmann
Umweltminister Remmel kündigte auf der Fachtagung ein eigenes Klimaschutzgesetz für NRW nach dem Vorbild von Großbritannien an. Ziel müsse die Reduzierung der CO₂ - Emissionen um 25 Prozent bis 2020 und von über 80 Prozent bis 2050 sein. 2011 solle der Landtag einen Maßnahmenplan zur Umsetzung der Klimaschutzziele beschließen. Die rot-grüne Regierungskoalition wolle damit im Bereich der Energieeinsparung "Projekte der aufsuchenden Energieberatung unterstützen und weiter ausbauen", sagte Remmel vor Energieberatern der Caritas. Deren Projekt sei "angewandte Sozialpolitik" und diene zugleich der Bewahrung der Schöpfung.
Einspareffekte noch höher als erwartet
Der Stromspar-Check wird bundesweit von der Caritas und den Energie- und Klimaschutzagenturen angeboten. Die Effekte lassen sich konkret beziffern und sind noch erfolgreicher als vorher berechnet: Insgesamt rund 16000 Bezieher von Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Sozialhilfe in NRW wurden in den vergangenen zwei Jahren von einem der Stromsparhelfer in ihrer Wohnung beraten. Sie erhielten kostenlos Energiesparlampen, Steckerleisten, Wasserperlatoren und andere Hilfsmittel zur Senkung der Strom- und Wasserkosten.
Die Kommunen sparen pro Stromspar-Check im Durchschnitt 184 Euro ein. Langfristig summieren sich die Einsparungen für Energie- und Wasserkosten für die betroffenen Haushalte, Kommunen und den Bund allein in NRW bislang auf 19,3 Millionen Euro. Auch dem Klima tut der Stromspar-Check gut: Langfristig werden allein in NRW 39695 Tonnen CO₂ eingespart.
Die Stromsparhelfer selbst sind Langzeitarbeitslose, die für dieses Programm eine spezielle Schulung und eine vorübergehende Beschäftigung erhielten. Jeder vierte Stromsparhelfer hat im Anschluss an diese Tätigkeit einen Job auf dem regulären Arbeitsmarkt gefunden.
"Wir registrieren also eine spürbare Kostenentlastung für einkommensschwache Haushalte und Kommunen", sagte Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der nordrhein-westfälischen Diözesan-Caritasdirektoren, auf der Fachtagung. Durch die gleichzeitige Reduzierung von CO₂-Emissionen leisteten auch arme Menschen einen sichtbaren Beitrag zu den Klimaschutz-Zielen der Bundesregierung wie auch zur Bewahrung der Schöpfung, betonte Kessmann. Darüber hinaus gelinge es mit dem Projekt, Langzeitarbeitslose zu qualifizieren, sinnvoll zu beschäftigen und damit an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen. Die Caritas verfolgt mit dem Projekt aber auch bildungspolitische Ziele: Einkommensschwache Haushalte sollen für Klimaschutz und Energieeinsparung sensibilisiert werden, und zwar konkret auch für eigene Handlungsmöglichkeiten.
Die Caritas will das Projekt auch in den kommenden Jahren fortsetzen: Bislang wurden in NRW an 20 Standorten (sowie sechs assoziierten Standorten) rund 1,4 Prozent aller einkommensschwachen Haushalte erreicht. Könnte diese Quote langfristig auf 50 Prozent erhöht werden, würden allein in NRW rund 691 Millionen Euro und 1,4 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden können.
Um das Projekt fortführen und ausweiten zu können, werden weitere Geldgeber gesucht. Bislang unterstützen vor allem Stadtwerke und regionale Energieunternehmen die Caritas. Der Stromspar-Check ist eine hervorragende Möglichkeit, mit dem Thema "Energieschulden" präventiv umzugehen und langwierige und kostspielige Mahnverfahren zu vermeiden.